Fakten, Schätzungen, Annahmen
Fangen wir einmal ganz oben an:
Im Jahr 2013 waren in Berlin 98.315 Hunde gemeldet.
Nach Schätzungen (und da haben wir schon den ersten Pferdefuss...) des statistischen Landesamtes leben rund 150.000 Hunde in Berlin, die nicht gemeldet sind. Woher diese Zahl stammt, bleibt uns das Amt schuldig.
Die gemeldeten 98.315 Hunde sind bei 94.582 Haltern gemeldet. Letztere Zahl widerspricht allen, die gerne behaupten es gäbe eine Vielzahl von Hundehaltern, die mit ganzen Rudeln unterwegs wären.
Insgesamt wurden im selben Jahr 1.051 Fälle (655 in Zusammenhang mit Menschen, 396 im Zusammenhang mit Hunden) registriert, bei denen Menschen und andere Hunde verletzt oder angesprungen wurden. Wie viele Hunde hier mehrfach auffällig gewesen sind, sagt die Statistik nicht. Bleiben wir also bei den festgestellten Zahlen, so sprechen wir im Bezug auf alle in Berlin gemeldeten Hunde von etwas mehr als 1% auffällig gewordener Hunde. Betont sei hier die Vokabel "Vorfälle" - denn dies besagt nicht, dass die Hunde gebissen haben oder tatsächlich gefährlich sind. Wer von einem fremden Hund angesprungen wird und nicht mit Hunden vertraut ist, kann durchaus etwas leichter dazu neigen, einen "Vorfall" als gefährlich einzustufen.
Glauben wir dem Statistischen Landesamt, so sprechen wir von rund 250.000 Hunden in Berlin. In diesem Fall sprechen wir von weniger als 0,5% aller Hunde in Berlin, die in "Vorfälle" verwickelt waren.
Weniger als 0,5%, für die sich seit Monaten Politiker mit der "Kreation" eines neuen Hundegesetzes beschäftigen...
Betrachten wir andererseits die fantasievollen Zahlenspiele rund um das Thema Fäkalien, so werden manche Menschen besonders kreativ. In einer Sitzung des Umweltausschuss Charlottenburg-Wilmersdorf im Sommer 2015, bei dem auch Förster Kilz zugegen war, berichtet dieser von rund 60 Tonnen Hundekot und gut 40 Tonnen Urin, die jährlich rund um den Grunewaldsee von Hunden hinterlassen würden. Diese würden bei Starkregen in den Grunewaldsee gespült.
Vermutlich geht Herr Kilz davon aus, dass weder Kot noch Urin von Hunden biologischen Zersetzungsprozessen ausgesetzt sind, sich dauerhaft an der Oberfläche halten und dann auf den einen Starkregen warten, um sich auf die Rutschpartie gen See zu begeben.
Um seine Zahlen zu untermauern, stützt sich der oberste Grünwart auf eine Diplomarbeit aus dem Jahre 2005. Die Verfasserin hat sich seinerzeit selbst mit Zahlenjonglage die Zeit vertrieben und diese zum Gegenstand ihrer Diplomarbeit gemacht.
Tatsächliche Werte und auch die gern zitierte Diplomarbeit über Einträge von Kot und Urin in den Grunewaldsee, bleiben uns alle Beteiligten schuldig.
Die Verfasserin der Website "bello ade in park und see", Frau Dr. Helga Ostendorf behauptet gar, es handele sich um 80 Tonnen Hundekot p.a., die rund um den Grunewaldsee anfallen. Um diesen zweifelhaften Werten noch mehr Ausdruck zu verleihen, behauptet sie obendrein, zusätzlich fielen dort 500.000 Liter Urin an. Woher Frau Dr. Ostendorf diese Zahlen nimmt, bleibt sie dem Besucher ihrer Website schuldig. Stattdessen macht sie es sich bequem und verweist auf Links zu Berichten der Tageszeitungen.
(Auch konnten wir bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung bringen, ob die Doktorarbeit von Frau Dr. O. tatsächlich schon von Vroniplag auf Plagiate untersucht wird.)
Dass auch die Presse sich gewaltig im Umgang mit Zahlenmaterial irren kann, beweist N24 eindrucksvoll auf seiner Website, in dem dort die wagemutige Behauptung aufgestellt wird, in Berlin fielen jährlich 55 Millionen Tonnen Hundekot an. Die Berliner Umweltverwaltung schätzt (da ist es wieder, dieses Wort...) es blieben täglich 55 Tonnen Kot in Berlin auf den Straßen zurück. Das wären nach Adam Ries 20.075 Tonnen pro Jahr.
Belege, die diese Schätzungen untermauern können, bleibt uns jedoch auch die Umweltverwaltung schuldig.
Nach einer persönlichen Schätzung des Verfassers dieses Beitrags, schwimmen 99% der selbsternannten Umwelt- und Hunde-Experten dieser Stadt an der Oberfläche, weil sie hohl sind. Eine andere Schätzung legt den Schluss nahe, das 100% dieser "Experten" untergehen, weil sie nicht ganz dicht sind.