02
Sep 2015

Die andere Katastrophe

Kürzlich waren Conny und Frank zum Essen verabredet. Fisch ist ja gesund, sagte Conny und wollte unbedingt ins Sushi-Restaurant. Frank hat einen Hund. Und so kamen sie trotz leckerster Fisch-Orgie irgendwann auf dessen Hinterlassenschaften zu sprechen. Denn Conny mag eigentlich keine Hunde...

Frank ist mit "Bono" morgens in einem der Berliner Hundauslaufgebiete unterwegs. Conny warf ihm vor, er trage täglich dazu bei, dass Hundehaufen einfach so im Wald liegen bleiben. Ekelhaft finde sie das. Sprach's und schob das fünfte Sashimi zwischen ihre Kiemen. Und überhaupt, tadelte sie mit vollem Mund, ob Frank eigentlich wisse, wie lange es dauert, bis so ein Hundehaufen sich zersetzt hat.

Frank ließ sie reden und wartete geduldig, bis Conny ihre Salven verschossen hatte. Anschließend fragte er, welche Zahncreme und welches Duschgel Conny verwenden würde. Sie nannte ein paar der gängigen Produkte, verstand jedoch nicht, was das mit Hundekacke zu tun habe. "Gar nichts", antwortete Frank. Viel mehr habe es mit ihrem Sashimi zu tun, von dem sie sich mittlerweile das sechste in den Mund schob.

Conny verstand nicht so recht, worauf Frank hinaus wollte. Die Erklärung war recht leicht:

Zahlreiche Produkte aus dem konventionellen Kosmetikprogramm großer Chemieunternehmen, enthalten sogenannte Mikrogranulate, die  leichtes Peeling oder Scheuereffekte erzielen. Nahezu alle Shampoos, Duschgels und Zahncremes aus der Werbung enthalten solche Mikrogranulate. Nach dem Zähneputzen und beim Duschen spülen wir davon täglich tonnenweise in die Kanalisation.

In der Kläranlage angekommen, werden viele Stoffe umgewandelt oder gar abgebaut. Doch diese Mikrogranulate, die nichts anderes sind als kleinste Plastikkügelchen, können dort gar nicht abgebaut oder herausgefiltert werden. Sie werden mit dem geklärten Wasser in Flüsse und Seen gespült und landen somit zwangsläufig in der Nahrung von Fisch, Muschel und Krebs. Diese nehmen das Plastik auf und können es nicht mehr abbauen. Selbst in größten Meerestiefen wurden diese Granulate mittlerweile nachgewiesen.

Mit den "gesunden" Meeresfrüchten nehmen wir dann irgendwann auf, was wir selbst zuvor den Abfluss hinunter gespült haben. Was diese Partikel in unserem Körper anstellen, könne sich Conny sicherlich selbst zusammenreimen, schloss Frank seinen Vortrag.

Für Conny stellte sich danach nicht mehr die Frage, wie lange es wohl dauere, bis ein Hundehaufen sich zersetzt hat, sondern vielmehr: Wie viel Plastik sie so eben verspeist hatte.

Finde das Plastik!

Polyquaternium-7 ist nur einer der vielen Kunstoffe in unseren Kosmetika

von Jens Tippenhauer

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